Bloherfelder Kirche

Moderne Kirchen sind so eine Sache; viele architektonische Experimente der 1960er und 1970er Jahre wirken heute eher abstoßend. Viele kleinere Gottesdienststätten sind auf den ersten Blick gar nicht als solche wahrnehmbar, sondern wirken eher wie ein großes Wohnzimmer. Lange Zeit konnte ich  mir deswegen gar nicht vorstellen, jemals in einer modernen Kirche heimisch zu werden.

Die Bloherfelder Kirche ist anders. Viele der geschilderten Probleme waren Ende der 1980er Jahre schon bewusst und weil die Kirche aus Spenden der Gemeindemitglieder finanziert worden ist, war möglicherweise auch wenig Geld für Experimente vorhanden. Herausgekommen ist ein wunderbarer Gottesdienstraum, flexibel gestaltbar wie in moderneren Kirchen üblich, aber eben doch unverkennbar eine Kirche. Eine Kirche, in der man sich sofort zu Hause fühlt.

Der Kirchraum ist sehr schlicht. Warme rote Ziegeln und die Holzbalken der Decke dominieren den Raum. Dazu ein schlichtes, weiß gebeiztes Holzkreuz hinter dem Altar - sehr viel mehr braucht es nicht. Was der Kirche an Schmuck fehlt, wird durch die großen Fensterfronten ausgeglichen. Mitten in der Stadt wähnt man sich während des Gottesdienstes mitten in der Natur und kann den Wechsel der Jahreszeiten beobachten. An schönen Tagen ist die Kirche durchflutet vom Sonnenschein.

Während der Pandemie haben wir unsere Kirche noch einmal neu entdeckt. Anders als in den traditionellen Kirchen müssen hier keine Bankreihen leer bleiben, die Bestuhlung wird einfach der aktuellen Situation angepasst und ein wenig wirkt es, als wäre das schon immer so geplant gewesen. Die vielen Fenster erleichtern es, zwischen den Gottesdiensten zu lüften. Die hohe Decke erweist sich jetzt nicht nur gut für die Akustik, sondern gibt auch ausreichend Luftvolumen.

Und nicht nur ich habe mich in die Bloherfelder Kirche verliebt; aufgrund ihrer guten Größe und den vielen Nebenräumen im Gemeindezentrum wird Bloherfelde gerne für Veranstaltungen besucht - so kennen alle Pfarrpersonen der Evangelischen Kirche in Oldenburg Bloherfelde vom Pfarrkonvent.

David Saß

Die Bartelt-Immer Orgel in Bloherfelde

Eine besondere Rarität ist die Orgel der Bloherfelder Kirche. Der Kirchengemeinde Bloherfelde ist es gelungen, 1999 von dem Ostfriesischen Orgelbauer Bartelt Immer einen Nachbau einer barocken Orgel erstellen zu lassen. Ein wahres Kleinod im Gegensatz du den vielen "Universalorgeln" der Stadt Oldenburg. Das Instrument ist besonders ausgerichtet auf die  Hinwendung zur alten Musik, klanglich orientiert sich die Orgel an den Idealen des Barock. Der Hörer nimmt die Unterschiede zur "modernen" Orgel deutlich wahr. Einfache Tonarten klingen reiner, solche mit vielen Vorzeichen herber, als man es gewohnt ist. Diese Charakteristik wurde von den Komponisten seiner Zeit als Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten genutzt, sodass alte Musik für uns auf einer solchen Orgel neu erlebt werden kann. Eine gute Palette besonders eigenständiger und gut gebauter und sehr farbiger Register sind eine große Freude für Spieler und Hörer: 16 klingende Stimmen, verteilt auf 2 Manuale und Pedal erlauben eine breites Repertoire besonders - aber nicht nur - der frühbarocken Musik. Für die Begleitung der Gemeinde ist das Instrument besonders gut geeignet aufgrund ihren intensiven und leuchtenden Klangs. 

Johannes von Hoff

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