Bloherfelder Orgel

Die Bloherfelder Kirche in ihrer modernen Schlichtheit überrascht bei ihrer Orgel mit einem weiten Sprung in die Vergangenheit. Ihre barocke Konzeption und Abstimmung ist für eine neue Orgel (Baujahr 1999) recht außergewöhnlich. Mit ihren 16 typisch barocken Registern und ihrer "mitteltönigen Stimmung" ist sie die Einzige ihrer Art in ganz Oldenburg.
Diese Stimmung ist für eine Organistin oder einen Organisten Fluch und Segen zugleich: Ist ein Instrument mitteltönig gestimmt, klingen nicht alle Tonarten gleich "rein". Je mehr Vorzeichen eine Tonart hat, desto spannungsvoller klingen Intervalle und Akkorde. Ideal für das möglichst originale Spielen von Werken aus Renaissance und Frühbarock. Die Komponisten haben das weniger und mehr an harmonischer Spannung in ihre Werke einfließen lassen.
Der Grund dafür ist, dass vor der Erfindung der „temperierten“ Stimmung die Abstände zwischen den Tönen (genauer: zwischen den Halbtönen) bei Tasteninstrumenten nicht genau gleich waren, da dem musikalischen Ideal folgend bestimmte Töne in bestimmten bestimmten Tonarten höher oder tiefer gespielt werden. Bei Streichern und Bläsern ist das auch kein Problem, ein Tasteninstrument müsste dafür aber immer umgestimmt werden, was auch keine Lösung ist, da innerhalb eines Werkes die Tonarten auch wechseln.
Damit ist unsere Orgel prädestiniert für alte Musik, für alles Spätere kann das Spiel- und Hörerlebnis zur Herausforderung werden, so manch Ohr wird von der "Wolfsquinte" gebissen und der daran hängende Kopf muss sich fragend schütteln, wie es möglich sein kann, dass eine Orgel so schief klingen kann.
Diese alte Stimmung beherrschte den Orgelbau bis in das späte 17. Jahrhundert hinein, bis 1681 Andreas Werckmeister die "wohltemperierte" Stimmung erfand. Auch diese wurde noch weiterentwickelt bis zur heutigen Lösung, dass der Abstand der Halbtöne zwischen den reinen Oktaven immer exakt gleich ist. Dadurch verliert man zwar einige harmonische Möglichkeiten, der Gewinn, aber wirklich alle Tonarten gleichharmonisch spielen zu können ist aber ungleich höher. Die Ohren haben sich schnell daran gewöhnt, und es hat sich gezeigt, dass es auch "gut klingen" kann, wenn Streicher mit Orgel (oder Klavier) zusammenspielen.
Ein großes Verdienst daran hat übrigens Johann Sebastian Bach, der mit seinem Werk "Das wohltemperierte Klavier" gezeigt hat, dass alle Tonarten mit der neuen Stimmung gut klingen.
Gesa Lüken / Tobias Frick

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